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 Das kurze, aber intensive Leben des Neuen Marktes®

Am 10. März 1997 gründete die deutsche Börse AG ein spezielles Handelssegment für junge HiTec- und Wachstumswerte - den Neuen Markt®. Er sollte in Deutschland den Erfolg der amerikanischen Technologiebörse NASDAQ wiederholen. Etwa zeitgleich entstanden auch in anderen europäischen Ländern ähnliche Marktsegmente, so z.B. in Frankreich, Belgien und den Niederlanden.
Der Start war grandios. Die meisten der am Neuen Markt® notierten Gesellschaften konnten ihren Aktienkurs innerhalb weniger Monate vervielfachen, im Einzelfall bis zum 700fachen des Ausgabekurses. Das weckte zunächst die Aufmerksamkeit der Anleger, kurz darauf die Phantasie der Massen und gipfelte in einer beispiellosen Euphorie. Neuemissionen wurden den Banken förmlich aus den Händen gerissen und waren vielfach überzeichnet - das Geschäftsmodell der jeweiligen Firma war dabei völlig nebensächlich. Zeichnungsgewinne über 200% waren an der Tagesordnung.
Doch viele Firmen am Neuen Markt® hatten nur ein oder zwei - meist höchst spezialisierte - Produkte und waren dadurch sehr anfällig für Absatzprobleme in ihren Nischenmärkten. Würden die Anleger mit ihren hochgesteckten Erwartungen bereit sein, auch eventuelle längere Durststrecken durchzustehen?
Es sollte böse enden.
Im März 2000 erreichte der Index des Neuen Marktes® - der NEMAX 50® - bei knapp unter 10.000 Punkten seinen historischen Höchststand. Die Kurse hatten jeden Bezug zur Realität verloren, kaum ein Anleger wollte auf diesem Niveau noch kaufen. Weitere Erfolgsmeldungen blieben aus, dafür gab es von einigen Firmen erstmals negative Nachrichten. Was anfangs noch als gesunde Korrektur gedeutet wurde, wuchs sich zum größten Crash aller Zeiten am deutschen Aktienmarkt aus. Schlechte Unternehmensnachrichten, Bilanzskandale, Kursmanipulationen und Insolvenzen sorgten in einem sich auch allgemein deutlich verschlechternden Börsenklima zu einem nur von kurzen Erholungsphasen unterbrochenen Kursrutsch des Index um mehr als 96%. Auch grundsolide Aktiengesellschaften wurden dabei in Mitleidenschaft gezogen. Im September 2002 fiel der NEMAX 50® unter 350 Punkte. Kurz darauf meldete die Deutsche Börse AG am 26. September 2002, daß das Handelssegment Neuer Markt® spätestens bis zum Dezember 2003 geschlossen wird.

In zahlreichen Kommentaren wurde von einem längst überfälligen Schritt gesprochen. Es gab kaum jemanden, der dem Neuen Markt® auch nur eine Träne nachweinte, denn viele hatten hier ein Vermögen verloren.
Doch ist mit dem Tod des Neuen Marktes® auch nur eines der Probleme gelöst worden, die zu seinem Untergang führten? Hat sich die wirtschaftliche Situation der gelisteten Unternehmen verbessert? Treffen die Anleger nun rationale Entscheidungen bei ihren Engagements an der Börse?

®: Neuer Markt und NEMAX 50 sind eingetragene Markenzeichen der Deutschen Börse AG.

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