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 10 Euro Gedenkmünze ● 125 Jahre Automobil

Nachdem man im Jahre 1986 das 100jährige Jubiläum des Automobils beim bundesdeutschen Gedenkmünzenprogramm verschlafen nicht berücksichtigt hatte, wurde dies ein Vierteljahrhundert später nachgeholt. Doch bei genauer Begutachtung der Münze ist sich mancher Sammler nicht mehr so sicher, ob es sich tatsächlich um ein ehrenvolles Gedenken an 125 Jahre Automobilgeschichte handelt. Das 10-Euro-Stück "125 Jahre Automobil" wäre nicht die erste Gedenkmünze, bei welcher das Motiv eher eine Herabwürdigung als eine Würdigung des Ausgabeanlasses darstellt. Bei dieser auf einer Arbeit des Berliner Künstlers Jordi Truxa basierenden Münze kommen dem Betrachter ähnliche Gedanken, auch wenn von dieser 10-Euro-Münze solche Glanzstücke wie "50 Jahre Fernsehen" und "300 Jahre zerbrochenes Porzellan" nicht in den Schatten gestellt werden.

Die stets für eine Überraschung gute Jury lobt jedenfalls die Gestaltung des Siegerentwurfes mit folgenden Worten: "Die Münze überzeugt, indem sie die Perspektive des Fahrers übernimmt und somit die Mobilität der Gesellschaft über 125 Jahre versinnbildlicht. Die aktive Fahrdarstellung des Lenkrads vermittelt durch die Lust am Fahren ein aktives Lebensgefühl. Die Darstellung der stilisierten Straße mit Bäumen verweist auf den Weg in die Zukunft, die mit dem zunehmenden Bewusstsein für den Umweltgedanken verbunden wird.

Wert- und Bildseite entsprechen sich in hervorragender Weise durch die dynamische und moderne grafische Gestaltung, welche auf der Kreisform des Lenkrads basiert. Der Adler hat eine kraftvolle und würdige Anmutung. Besonders interessant ist die Ausformulierung der seitlichen Schwingfedern, die bei Drehung der Münze das Euro-Symbol sichtbar werden lässt. Die handwerklich gut umgesetzten dynamischen und klaren Grundformen werden bei der Prägung der Münze auch zu einem besonderen haptischen Erlebnis führen."


So erfahren wir immerhin, daß die Kreatur auf der Münzrückseite ein Adler sein soll. Welchen Sinn eine 90-Grad-Drehung hin zum Euro-Symbol haben soll, erschließt sich nicht wirklich. Der hineinphantasierteinterpretierte Umweltgedanke ist auch beim zweiten Blick auf die Münze wohl ebenfalls nicht für jeden ersichtlich. Eine kurvenreiche Straße als Weg in die Zukunft wäre als tiefgründiger Hintergedanke und mit etwas Phantasie gerade noch nachvollziehbar, ist aber einerseits doch etwas weit hergeholt und hat andererseits mit dem eigentlichen Thema natürlich nichts zu tun. Die angeblich so moderne graphische Gestaltung erinnert mich dagegen ein wenig an die 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts. Zumindest bleibt die Hoffnung auf ein besonderes haptisches Erlebnis...
Alles in allem ist die Gestaltung dieser 10-Euro-Gedenkmünze nicht wirklich überzeugend, zumal auf den nachfolgenden Platzierungen zwar keine spektakulären, aber dennoch durchaus annehmbare Entwürfe präsentiert wurden.

Bereits zu Beginn des Jahres 2011 warteten die nach neuer Spezifikation vom Oktober 2010 produzierten 10-Euro-Gedenkmünzen - verpackt in Kisten und dort in Rollen zu je 25 Stück - auf ihren Transport zur Bundesbank. Als offizieller Ausgabetermin war der 5. Mai 2011 vorgesehen. Doch ihr ursprüngliches Ziel erreichten die Silberstücke nie. Am 13. April des gleichen Jahres hatte nämlich die Bundesregierung auf Grund des zwischenzeitlich weiter stark angestiegenen Silberpreises beschlossen, die 10-Euro-Gedenkmünzen in stempelglanz zukünftig nur noch in einer Kupfer-Nickel-Legierung zu verausgaben sowie die weiterhin aus 625er Silber geprägten Spiegelglanzstücke mit einer Punzierung bezüglich des Edelmetallgehaltes zu versehen. Somit war das Schicksal der bereits fertigen Silber-Gedenkmünzen in den erwähnten Kisten besiegelt. Statt in die Bankfilialen und später in Sammlerhände führte sie ihr Weg in den Schmelzofen.

Die Gedenkmünzen mußten nun so schnell wie möglich noch einmal vollständig neu nach den nun gültigen Vorgaben produziert werden. Dadurch war auch der ursprünglich geplante Ausgabetermin nicht einzuhalten. Die Spiegelglanzmünzen gelangten am 9. Juni in den Umlauf und die Exemplare in stempelglanz erst am 3. November 2011.

Die Gedenkmünzen anläßlich des 125. Jahrestages der Patentanmeldung des ersten Automobils stellte die Prägestätte in Stuttgart her. Dieses gilt sowohl für die 200.000 silberhaltigen Spiegelglanz-Exemplare als auch die 1.800.000 Münzen in stempelglanz. Beide Varianten unterscheiden sich nicht nur im Material und der Prägequalität, sondern auch im Gewicht sowie der bereits erwähnten Punzierung der Silbermünze. Während die Silberausführung der Gedenkmünze 16 Gramm auf die Waage bringt, sind es bei der Kupfer-Nickel-Version zwei Gramm weniger. Identisch sind der Durchmesser von 32,5 und die Dicke von 2,38 Millimeter. Auch die graphische Gestaltung sowie die Randinschrift "WAS UNS BEWEGT" sind bei beiden Münzvarianten gleich.

Die stempelglanz-Ausgabe der Gedenkmünze wurde zum Nennwert abgegeben, die Silbervariante zum Erstausgabepreis von 19,23 Euro. Dieser setzte sich aus dem Materialwert des Vortages an der Börse in London, einem Aufschlag von 10 Euro sowie der Mehrwertsteuer zusammen.

Die 10-Euro-Münze "125 Jahre Automobil" stellt gewissermaßen den Beginn einer neuen Münzserie dar. Oftmals ist eine solche erste Münze bei Sammlern besonders begehrt. Ob sich der Sammlerwert in diesem Fall in Zukunft auch so positiv entwickelt, ist aber eher unwahrscheinlich.



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