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 10 Euro Gedenkmünze ● Frauenfußball-WM 2011 in Deutschland

Wenn eine neue Gedenkmünze herausgegeben wird, ist im Vorfeld eine längere Zeit der Planung und Vorbereitung notwendig. Dies betrifft die Themen- und Motivwahl ebenso wie die Koordinierung der Herstellung und Verteilung der Münze. Aus diesem Grund wurde die 10-Euro-Gedenkmünze anläßlich der Frauenfußball-Weltmeisterschaft 2011 in Deutschland bereits rund ein Jahr vor dem geplanten Ausgabetermin geprägt. Als Material verwendete man - so wie es seinerzeit üblich war - die bewährte hochwertige Legierung Sterlingsilber.

Im Herbst des Jahres 2010 begann der Silberpreis deutlich zu steigen - ein Vorgang, welcher sich bis zum Frühsommer 2011 fortsetzte und letztendlich zu einer Verdoppelung des Wertes dieses Edelmetalls führte. Dieser Preisanstieg brachte die Gedenkmünzen-Ausgabepolitik der Bundesrepublik Deutschland durcheinander, denn der Materialwert der 10-Euro-Stücke lag nun weit über dem Nennwert. Zweimal mußte das Bundesfinanzministerium eingreifen und gravierende Änderungen bei der Münzausgabe beschließen. Als Endergebnis stand im April 2011 die Entscheidung, die zum Nennwert abzugebenden Gedenkmünzen in Normalprägung (stempelglanz) zukünftig nur noch aus einer Kupfer-Nickel-Legierung zu prägen und Sammlerausführungen in Spiegelglanz aus 625er Silber. Diese Münzen erhalten zur besseren Unterscheidung eine Punzierung mit dem Hinweis auf den Edelmetallgehalt und werden zum Materialwert zuzüglich eines relativ hohen festen Aufschlages verkauft.

In dieses neue Schema paßten die vorproduzierten Gedenkmünzen zur Frauenfußball-WM nicht mehr hinein. Anstatt nun diese fertigen Münzen gegen einen entsprechenden Aufpreis an die Sammler und Kapitalanleger abzugeben, wurden die Gedenkmünzen durch schreddern unkenntlich gemacht und anschließend an einen Metallhändler zur weiteren Verwertung verkauft. Parallel zu Vernichtung der Sterlingsilbermünzen erfolgte die Herstellung der den neuen Vorgaben angepaßten Exemplare.

Die Zerstörung noch nicht verausgabter Gedenkmünzen hat in vergleichbaren Fällen somit eine gewisse Tradition in der Bundesrepublik Deutschland. Eine ähnliche Vorgehensweise gab es im Jahre 1980 bei der silbernen 5-DM-Gedenkmünze zu Ehren des Atomforschers und Nobelpreisträgers Otto Hahn.

Die ab dem 9. Juni 2011 zu einem Stückpreis von 19,23 Euro in den Verkehr gebrachten Spiegelglanzmünzen bestehen aus einer Legierung, welche Silber zu 62,5 Prozent und Kupfer zu 37,5 Prozent enthält. Eine Münze wiegt 16,0 Gramm, ist 2,38 Millimeter dick und hat einen Durchmesser von 32,5 Millimetern. Von dieser Variante wurden 200.000 Stück produziert, wobei die Herstellung zu gleichen Teilen in allen 5 deutschen Prägestätten erfolgte.

Das von der Berliner Künstlerin Alina Hoyer gestaltete Motiv zeigt auf der Vorderseite eine Fußballerin mit Ball vor einer stilisierten Weltkugel, umgeben vom Schriftzug "FRAUENFUSSBALL-WM IN DEUTSCHLAND". Auf der Rückseite befindet sich der Bundesadler mit der Wertangabe, dem Ausgabestaat, der Jahreszahl sowie den Kennzeichen aller fünf deutschen Prägestätten. Als Randinschrift können Sie den feministischen Wunschtraum "DIE ZUKUNFT DES FUSSBALLS IST WEIBLICH" lesen. Diese politisch nicht ganz korrekte Inschrift stellt auch den Schlüssel zur Identifizierung der jeweiligen Münzprägestätte dar: Der Satz enthält fünfmal den Buchstaben "S". Jeweils einer dieser Buchstaben ist mit einer Serife versehen. Die Position des Serifen-S verrät den Herstellungsort: 1. Stelle = Berlin, 2. Stelle = München, 3. Stelle = Stuttgart, 4. = Karlsruhe sowie 5. = Hamburg.

Die Gedenkmünzen in Normalprägung (stempelglanz) bestehen zu 75 Prozent aus Kupfer und zu 25 Prozent aus Nickel. Sie wiegen nur 14 Gramm und wurden am 7. Oktober 2011 erstmalig ausgegeben. Abgesehen von der fehlenden Punzierung zur Kennzeichnung des Edelmetallgehaltes unterscheiden sie sich in ihrer Gestaltung nicht von der Silbervariante in Spiegelglanz.

In den Monaten vor Beginn der Frauenfußball-WM gab es einen enormen Medienhype um das Sportereignis als solches sowie um die deutschen Spielerinnen und deren Leistungen. Dies schraubte die Erwartungen des Publikums in unrealistische Höhen. Für die deutschen Fußballerinnen endete die Weltmeisterschaft am 9. Juli 2011 mit dem Ausscheiden im Viertelfinale nach einer 0:1-Niederlage gegen Japan. Die Enttäuschung über dieses als schlecht empfundene Abschneiden der Fußball-Frauen war nicht zuletzt auch auf Grund der überzogenen Erwartungshaltung sehr groß.

Während die neuen, aus 625er Silber geprägten Spiegelglanzmünzen mit Beginn der Frauenfußball-WM ausgegeben wurden, gelangte die Kupfer-Nickel-Variante erst rund drei Monate nach dem Ende dieses sportlichen Großereignisses an die Bankschalter. Wie viele der 1.800.000 Stempelglanzmünzen aus billigem Industriemetall lange Zeit nach dem für Deutschland enttäuschenden Ausgang der WM wirklich in die Hände der vergleichsweise wenigen Sammler kam, ist nicht bekannt. Vielleicht ereilte die meisten Exemplare am Ende ja das gleiche Schicksal wie das ihrer Vorgänger aus Sterlingsilber?



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